Frühling und was sonst so los ist

Alles Gute zum Geburtstag an zwei wunderbare Frauen.

Erst einmal alles Gute nachträglich an Oma!! Für dich stehe ich hier vor den Uffizien und kann es kaum erwarten, mit dir wieder in Museen zu gehen! Und alles Liebe an meine wunderbare Patentante Rahel, mit der ich hoffentlich in gar nicht allzulanger Zeit die Kulturveranstaltungen Berlins unsicher machen werde!

Hallo ihr,

es ist wieder eine Weile her und ich kann nicht glauben, wie die Zeit vergeht. Es ist März. Ich bin hier. Seit September. Über die Hälfte meines Jahres hier ist schon vorbei und ich kann nicht glauben, was seit dem alles passiert ist, mit mir und der Welt. Verrückt, wie lange ich schon hier bin, aber auch wie lange dieser Corona Wahnsinn schon Teil unser aller Lebens und Alltags geworden ist.

Freitag vor einer Woche hatte ich ein bisschen ein Tief weil wir plötzlich klar wurde, dass genau dieser Freitag vor einem Jahr der letzte Schultag meines Lebens gewesen war.. Aber davon habe ich mich durch frühlingliches Wetter und liebe Menschen schnell wieder erholt :)

Ich hatte eigentlich schon gefühlt eine Ewigkeit lang geplant, mal wieder zu erzählen, was alles so los ist, aber im Moment ist das mit den Vorhaben so eine Sache: NOCH sind wir nicht rote Zone, NOCH darf ich das Haus verlassen und eine kleine Gruppe meiner Freund_innen sehen. Wir dachten eigentlich schon vor zwei Wochen, dass wir Zona Rossa werden würden, mindestens drei mal wurde es groß angekündigt und dann waren die Zahlen doch noch niedrig genug. Deswegen sahen meine letzten Wochen im Bezug auf Produktivität eher so aus: Okayyy, letzte zwei Tage an denen ich mein Haus verlassen darf, egal dass ich nicht viel geschlafen hab, egal, dass der Bericht noch nicht fertig ist und ich keine Zeit zum Yoga machen hatte, lass uns in den Park gehen, lass uns nen Filmabend machen, lass uns wandern gehen! Solange wir noch können. Und jetzt haben wir immer noch eine orangene Woche, wo ich mir jeden Tag denke: dies könnte das letzte Eis sein, der letzte Sonnenuntergang am Fluss, das letzte Mal Musik hören im Park mit Freund_innen.

Es ist ein sehr krasses Carpe-Diem Lebensgefühl, das diese Tage bei mir auslösen und vielleicht ist das auch okay so. Ausruhen kann ich mich schließlich immer noch dann, wenn ich mein Haus ohnehin nicht mehr verlassen darf. Warum also nicht wandern gehen?

Ein Freund von mir aus Marokko kennt sich in der Umgebung und mit den Wanderwegen hier aus und hat unsere kleine Gruppe letzten Samstag sehr zuverlässig durch Hügel und Täler, Olivenhaine und Kiefernwälder die Berge hoch nach Fiesole geführt. Ich hatte ganz vergessen, wie befriedigend es ist, abends seine Füße und Beine zu spüren und wie gut es tut, eine neue Perspektive auf die Dinge zu bekommen.

Mitten im Wald Mittagessen und Karten spielen und endlich mal wieder aus der Stadt rauskommen. Ich habe ein ganz neues Gefühl für diese Stadt bekommen, meine Stadt, als ich sie aus einigen hundert Metern Höhe zwischen den Hügeln liegen sah, ringsherum nichts als alte Burgen und Weinberge.

So sieht der Sonnenuntergang in unserem Lieblingspark aus, von dem man über die ganze Stadt schauen und sehr vorzüglich direkt am Hang Wizzard spielen kann. Ich bin so dankbar für alles, was ich in den letzten Wochen erleben durfte. Eigentlich das unspektakuläre Leben, das junge Leute führen. Im Park sitzen und spielen, durch die Stadt laufen und neue Ecken finden, sich manchmal sogar ein bisschen jung und unbeschwert fühlen. In solchen Momenten denke ich manchmal "Ach krass, so fühlt sich ein Auslandsjahr also an." Sie sind selten und kostbar, diese Momente, aber es gibt sie.

Eigentlich wollte ich diesen Eintrag genauso vor einer Woche hochladen, aber die vergangene Woche hielt ein kleines Drama für mich bereit. Zum ersten Mal hatte ich wirklich tatsächlich Angst, mich mit Corona angesteckt zu haben. Eine Freundin von mir, die ich nur draußen gesehen hatte wurde positiv getestet und unsere kleine Gruppe begab sich sofort vollständig in Isolation..

Lange war mir die Bedrohung dieser Zeit nicht mehr so präsent. Die Vorstellung, dass ich plötzlich eine der Nummern sein könnten, die Abends von der Tageszeitung "La Repubblica" im "Bollettino di Oggi" (Bericht von heute) veröffentlicht werden, erschreckte mich mehr als ich gedacht hätte.
Im Endeffekt habe ich gestern einen PCR Test gemacht und weiß jetzt sicher, dass ich negativ bin. Gott sei Dank! Trotzdem ist unsere kleine Quarantäne-Gang jetzt definitiv ein Team und wir wissen alle, falls noch ein Lockdown kommt, werden wir uns mit online Spieleabenden und Zoom-Runden über Wasser halten. Das ist ein gutes Gefühl.

Und so haben wir die letzte Woche verbracht. Raus durften wir nicht, dafür haben wir das gute Wetter auf dem Balkon gesessen, Kresse gepflanzt und Karten gespielt..

Ich hatte mal wieder Zeit zum Organisieren und Abschalten und Yoga machen, was irgendwie auch wieder nötig war.


Über die Feiertage werden wir wie über Weihnachten in einen nationalen Lockdown gehen. Bis dahin versuche ich jetzt das gute Wetter zu genießen, sowie die Tatsache, dass ich hier tatsächlich angekommen bin. Dass ich immer einen Ort hätte, wo ich hin kann und immer jemanden, den oder die ich anrufen kann. Solche Sachen brauchen Zeit. Aber jetzt geht es mir richtig gut hier.

Und damit wünsche ich euch eine gute Woche und alles Liebe! Ich vermiss euch und denk an euch und der Sommer kommt. Fühlt euch gedrückt, bis zum nächsten Mal.

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Kommentare: 1
  • #1

    Karlheinz (Sonntag, 28 März 2021 19:16)

    Angekommen, hört sich gut an.