Der Herbst ist da!

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist daaa! Aber bevor es losgeht mit den herbstlichen Geschichten aus Florenz gibt es ein Geburtstagskind und zwar Junia, die Ende letzter Woche Geburtstag hatte.

Für dich meine Liebe selbstverständlich ein Bild am Wasser.

Wie grau wären die letzten Jahre gewesen ohne unseren Gespräche beim Training, deine warmen Worte und deine Unterstützung! Du verbeitest um dich herum immer eine Atmosphäre von guter Laune und Geborgenheit - ungefähr so, wie das kitschige weichzeichner-sonnenuntergangs-Licht im Bild ;)  Für dein allerletztes Schuljahr und das, was danach kommt wünsche ich dir alles Gute, was man sich nur vorstellen kann. Du rockst das!

Jetzt ist es hier endgültig Herbst geworden. Die Sonne hat ihren Weg nach Florenz zurückgefunden, die Wärme hat sie aber im Süden gelassen. Die Luft ist klar und kalt geworden und auch unsere Wohnung mit ihren hohen Decken und eisigen Steinböden ist langsam aber sicher ausgekühlt und die Heizung geht wohl erst ab November... Ein bisschen mehr Wärme wäre manchmal schon echt schön, aber das Gute daran: es gibt Wollsocken und die Mücken werden weniger!

Auch wenn es sich jetzt gar nicht so anfühlt, ist in der letzten Woche wieder einiges losgewesen. Am ersten Oktoberwochenende hatten wir zwei ehemalige Freiwillige Hanna und Adi zu Besuch und wir waren, ganz die braven Pfarrerskinder (zumindest Priska, Hanna, Adi und ich - sorry Gesa ;) im Erntedankgottesdienst der lutherischen Gemeinde, in der wir zu 50 Prozent gearbeitet hätten, wenn Corona nicht wäre.


Der Gottesdienst wurde zusammen mit einer anderen Gemeinde gefeiert, war also auf deutsch und italienisch. Es hat sich ganz verrückt angefühlt, hier und jetzt, so weit weg von zuhause und in einer Zeit, die oft so anders und unwirklich ist, in einer mit Obst und Gemüse geschmückten Kirche zu stehen und mit Maske "Wir pflügen und wir streuen" zu singen als wäre alles wie immer..

Nach dem Gottesdienst haben wir natürlich mit den Menschen dort gesprochen und unsere Unterstützung angeboten. Nächste Woche werden Priska und ich dort helfen, den Sankt Martins Umzug zu planen und schon mal für die Weihnachtsgottesdienste unter Corona Bedingungen brainstormen.

Auch wenn es nicht genug Arbeit für eine Freiwilligenstelle gibt, ist es sehr nett, noch andere Kontakte und Anlaufstellen in der Stadt zu haben.

Beim Kirchen-Café gabs Feigen... aus dem eigenen Garten!!
Beim Kirchen-Café gabs Feigen... aus dem eigenen Garten!!

Nach dem Kirchencafé haben wir noch ein bisschen die Stadt erkundet, diesmal die andere Flussseite, auf der wir bis dahin noch kaum gewesen waren und sie ist SO wunderschön. Weniger protzig und prunkvoll als die andere Seite, wo sich marmorne Statuen und riesige Paläste aneinanderreihen und an jeder Ecke Stände mit Postkarten und Touri-Kleinkram stehen. Es ist ein Wirrwar aus kleinen schmalen Gassen, immer wieder unterbrochen von versteckten und trotzdem sonnendurchfluteten Piazzen, wo Schreiner_innen, Designer_innen, Architekt_innen, Künstler_innen und alle anderen kreativen Menschen ihr Handwerk präsentieren.

Es ist wirklich eine Stadt der Künste, in der ich lebe, das habe ich in den letzten Tagen nochmal mehr gesehen. Nicht nur die Paläste und Kathedralen und historischen Kostbarkeiten, sondern auch die Kunstwerke dieser Zeit, die an jeder Wand und jeder Straßenecke auf einen warten. Und im goldenen Herbstlicht strahlt alles noch viel schöner. Donnerstag morgen hatte ich als einzige frei und bin mit dem Fahrrad am Fluss entlang in die Stadt gefahren.


Es geht echt schnell, mindestens genauso schnell wie Busfahren und es ist einfach wunderschön, am Arno entlangzufahren und zu beobachten, wie die Hochhäuser und Vorstadtstraßen sich langsam aber sicher in Altbauten und majestätische Paläste verwandeln.

Aber an einigen Tagen ist es schnell wieder vorbei mit den sonnigen Herbsttagen, deshalb haben wir das letzte Wochenende mit viel Tee und Entspannung verbracht.

An jeder Wand, in jedem Schaufenster warten kleine und große Kunstwerke. Ein Spaziergang durch die Gassen der Innenstadt ist wie ein Gang durch ein kunsthistorisches und zugleich zeitgenössisches Museum.

 

Mit der Arbeit geht es weiter und ich glaube immer mehr zu wissen, was ich tue. Heute habe ich zum ersten Mal das Frühstück quasi alleine geschmissen. Und Konversationen funktionieren mit jedem Tag leichter. Es gibt zwei Frauen, die mich je nach dem welche Schicht ich habe, unter ihre Fittiche genommen haben, Telma und Lidia, und sie sind beide ein Segen. Es ist in manchen Momenten wirklich nicht leicht, sich mit alldem zurechtzufinden und die beiden sind immer verständnisvoll, immer warm und freundlich und helfen mir so gut es geht.

Ich möchte beim nächsten Mal gerne ein bisschen mehr über meine Arbeit schreiben und welche Erfahrungen ich bisher gemacht habe, also setzt der (halbwegs) wöchentliche Bericht dann einmal aus :)

Aber trotz allem, was schön und magisch an diesem herbstlichen Florenz ist, können wir nicht anders, als uns Sorgen zu machen. Man kann die steigenden Zahlen überall in Europa nicht ignorieren und es macht wirklich keinen Spaß, jeden Morgen ängstlich nachzuschauen, um wie viel die Fallzahlen in den letzten vierundzwanzig Stunden gestiegen sind und welche neuen Sicherheitsvorkehrungen es jetzt neu gibt, die man beachten muss. Hier gilt jetzt eine allgemeine Maskenpflicht überall. Mit frische Luft schnappen beim Spazieren gehen ist es seit einer Woche meistens schwierig.

Im Altenheim wurden die Menschen, die selbstständig genug sind, das Gelände zu verlassen, jetzt durch ein Tor und Abgrenzungen steng von den anderen getrennt. Es gilt ein Besuchsverbot für die nächsten vierzehn Tage. Alle sind angespannt und besorgt, das kann man spüren. Es macht auch nicht viel Hoffnung, Nachrichten von Ausgangssperren und Kita Schließungen aus Deutschland zu hören und ich hoffe, es geht euch allen gut.

Mir und uns geht es gut hier, wir passen auf uns auf, spielen Karten, spülen ab, stricken Socken und versuchen, unser Leben so gut, sicher und so normal wie möglich zu leben. Tee trinken und vorsichtig sein kann man hier genauso gut, wie überall sonst auch.

Aber zum Abschluss aber nochmal etwas erfreulicheres: Ihr seid die Allerbesten!! Danke für eure Grüße, eure Anrufe, eure virtuellen Geburtstagsständchen, eure Karten, Briefe und Päckchen. Vor einer Woche bin ich gut in meinen achtzehnten Geburtstag gerutscht, habe um zwölf Uhr nachts mit Gesa und Priska Kuchen gegessen, Kerzen ausgepustet und (ungeduldig wie ich bin) Geschenke ausgepackt.

Auch wenn es nicht die leichteste Vorstellung war, so kurz nach meiner Ankunft in diesem fremden Land meinen achtzehnten hier zu verbringen, ganz ohne euch, habe ich mich euretwegen ganz nah an zuhause gefühlt. Fühlt euch wie immer ganz fest gedrückt und danke, dass ihr so super seid.

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Kommentare: 2
  • #1

    Juni (Dienstag, 13 Oktober 2020 09:56)

    Meine liebste und einzige Paula die ich kenne,

    ich danke dir riesig für deine netten Worte! Mein Herz macht gerade denn Animal-crossing tanz, wenn die Bewohner glücklich sind. Den, mit den Blumen um deren Kopf herum. :D

    Ich wünsche dir und deinen Mitbewohnern weniger Sorgen. Die Menschen sind wie eine lästige Plage, die wird man nicht so schnell los!

    Hab dich ganz Dolle lieb

  • #2

    Karlheinz (Donnerstag, 26 November 2020 10:43)

    Moin Paula,
    wenn auch mit großer Verspätung, dennoch umso herzlichere Glückwünsche.
    Pass weiterhin gut auf dich auf.