Stadttage und erster Arbeitstag

Andrà tutto bene - alles wird gut. Ein Balkon in Florenz.
Andrà tutto bene - alles wird gut. Ein Balkon in Florenz.

Huhu ihr, ich hoffe euch gehts gut!

Im Laufe der letzten Tage ist die erste Post in der Wohnung angekommen - vielen Dank, ich hab mich SO über eure Grüße gefreut! <3

(Mir ist übrigens klar, dass ich eine unverhältnismäßig viele Titelbilder von Essen auf diesem Blog hochlade, aber was soll ich sagen, ich bin in Italien!)

 

Eigentlich war der Plan, euch Montag Abend sofort mit Infos von meinem ersten Arbeitstag zu versorgen (schließlich wurde uns gesagt, wir würden Anfang dieser Woche beginnen)... dann wurde aber das ganze Wochenende nicht auf unsere Nachfragen zu Schichtplan und Bestätigung geantwortet.. und Montag Nachmittag (!!) erreichte uns dann die Information, dass es Donnerstag für uns los geht. Giovanni, der Hausmeister des Altenheims und unserer Wohnung ist auch nicht wie geplant letzte Woche Montag Morgen, sondern Mittwoch Mittag gekommen und von den Fahrrädern (die theoretisch seit Samstag fertig sind) haben wir auch noch nichts gehört :D

An sich würde ich mich wirklich nicht als spießige-ordnungswahnsinnige Deutsche bezeichnen (ich denke, meine Eltern können das bestätigen ;), aber manchmal wünscht man sich doch ein bisschen die strikte ordnungsgemäße Zuverlässigkeit und oder Pünktlichkeit, die ich zu Hause vielleicht manchmal belächelt habe..

Wie Gesas Mutter so weise sagte: „In Italien kommt der Bus. Oder er kommt nicht. Der Laden macht vielleicht nachmittags auf. Oder auch nicht. Man muss arbeiten. Oder halt nicht.“

Mal nervtötend, aber irgendwie auch ein bisschen liebenswert.

Apropos Bus.. das ist sie, unsere Haltestelle MANNI :) bis wir endlich Fahrräder kriegen.
Apropos Bus.. das ist sie, unsere Haltestelle MANNI :) bis wir endlich Fahrräder kriegen.

Jedenfalls ist in den letzten Tagen so viel passiert, dass ich nicht bis zum Wochenende warten wollte, sondern ich jetzt schon mal ein bisschen erzähle, was so los war.
Immerhin leben wir seit heute schon ganze zwei Wochen hier. Wir in der WG haben uns immer mehr an den Alltag in einem eigenen Haushalt gewöhnt und immer wieder festgestellt, wie praktisch unsere Expertisen in verschiedensten Gebieten verteilt sind:
Priska: Waschmaschinenbedinung, Wissen zu wann man was bei wie viel Grad waschen muss (es ist mir ein Rätsel).
Gesa: welche Flächen womit zu putzen sind, außerdem eine Spülbegeisterung, die mir fast suspekt ist.
Und ich: Kocherfahrung, sowie Sachen mit Nadel und Faden (allerdings habe ich mich bisher erfolgreich geweigert, Socken mit mehr als drei Löchern bzw. mehr Loch als Socke zu stopfen).

Und hier Ausschnitte aus dem WG Leben: 1. Entspannen mit Büchern aufm Balkon. 2. Mitternachtsaktion bzw. der Versuch, herauszufinden, ob wir als Bewohnerinnen dieses Hauses auf die Dachterasse gehen dürfen - dürfen wir nicht, es ist abgeschlossen :/ 3. Abendessen kochen 4. "Irgendwie riechts hier in der Küche wie Weihnachten." - "Ja, Gesa hat statt Pfeffer aus Versehen Zimt für die Bratkartoffeln genommen..." 5. Sogar Supermarkteis ist hier schmeckbar besser! Wie gefrohrenes Mousse Chocolat.

Nachdem dieses Wochenende kurz Panik bei mir ausbrach, weil ich meinen sehr bescheidenen Buchvorrat aufgebraucht hatte, hat sich herausgestellt, dass ich mehr als gut versorgt bin: meine liebeMitbewohnerin Gesa hat auf ihrem Elektro-Reader ALLE Harry Potter Bücher auf ENGLISCH!! Herbst und Winter können kommen, ich kann es kaum erwarten, auf dem Balkon lesen zu können ohne zerstochen zu werden.

Nach einem Wochenende, wo wir alle irgendwie erschöpft und antriebslos waren, kam dann unsere Rettung: der erste Besuch!
Montag Abend kam Mila, die sozusagen in Florenz gestrandet war und Dienstag dann dazu noch Moritz und Anna. Wir sind für unsere Verhältnisse unheimlich früh (das heißt vor acht Uhr) aufgestanden, haben auf der Piazza di San Lorenzo Kaffee getrunken und fast den ganzen Tag in der Stadt verbracht. Diese setzt sich für mich inzwischen immer mehr zu einem Netz aus Piazzen (?) und mir bekannten Orten zusammen, inziwschen kann ich von fast überall im Zentrum in die Richtung des Flusses, des Doms und unser Bushaltestelle zeigen. Ich weiß jetzt auch in welchen Ecken es Briefmarken nach Deutschland, Wolle, Stricknadeln und Bücher auf Italienisch und Englisch gibt.

Wir haben Pizza gegessen, das Innere des Doms besichtigt und einen Regenschauer unter den Überdachungen am Arno abgewartet. Es war wunderbar, Gäste in der Wohnung zu haben, mal zu mehr als drei Leuten Karten zu spielen und ein bisschen Touri-Guide zu sein. Abends haben die drei ein fantastisches Tofu-Curry für uns gekocht.

Aber das wichtigste: Seit Dienstag REGNET es in Florenz!! Die Temperaturen steigen nicht mehr über die 30 Grad - ein klares Indiz dafür, dass es mit dem Sommer in dieser wunderschönen Stadt erst mal vorbei ist. Anfangs konnten wir nicht glücklicher darüber sein, aber tatsächlich freue ich mich inzwischen schon sehr darauf, wieder den blauen Himmel sehen und die Sonne auf der Haut spüren zu können. Darauf müssen wir aber vermutlich noch eine gute Woche warten.

Das Innere des Doms ist wahnsinnig bescheiden und schlicht im Vergleich zu außen.

Und es gibt noch eine große Verbesserung meiner Lebensumstände: nachdem ich Montag schon wieder vermutlich weniger als vier Stunden Schlaf bekommen habe, habe ich beschlossen, dass essonichtweitergeht und ENDLICH mein Mückennetz angebracht. Beziehungsweise nicht ich.. erinnert ihr euch? Vier Meter hohe Decken und so..
Involviert waren KEIN Handwerker und KEINE Leiter, dafür aber meine Ikea Kommode und unser 1,90 Besuch - Shoutout an Moritz, Danke dir!!

Von rechts nach links: Gesa, Priska, Mila, Moritz und Anna. So voll war der Balkon zu unseren Zeiten noch nie!
Von rechts nach links: Gesa, Priska, Mila, Moritz und Anna. So voll war der Balkon zu unseren Zeiten noch nie!

Heute war also unser erster Arbeitstag im Altenzentrum Il Gignoro. Wir waren zwar nur von neun bis zwei dort, aber jetzt hängen wir alle in den Seilen und sind zu keiner vernünftigen Handlung mehr in der Lage.

Für die ersten Wochen arbeiten wir nacheinander getrennt in den drei verschiedenen Bereichen "Giallo" (gelb), "rosso" (rot) und "Bia" (beschränkt autonome Personen), danach können wir schauen, wo wir uns am wohlsten fühlen, wenn ich das richtig verstanden habe :)

Ich beginne in "Bia", weil ich am meisten italienisch spreche und es dort am meisten um die Beziehung zwischen Gast und Pflegeperson geht (nur kein Druck..). Die beiden leitenden Frauen, die ich heute kennengelernt habe, sind sehr freundlich, sprechen aber absolut unerschütterlich ein wahnsinnig schnelles Italienisch mit mir, was natürlich zu viel Unverständnis und Überforderung geführt hat, aber das ist wohl normal.

Die Gäste dort sind sehr lieb, sprechen mich einfach an und strahlen wenn ich ihren Tisch abräume oder ihnen Essen bringe. Die vielen neuen Eindrücke, die in einer noch sehr fremden Sprache auf mich eingeprasselt sind waren anstrengend, aber trotzdem bin ich sehr sicher, dass ich in dieser Einrichtung ein gutes Jahr verbringen werde. Die Beziehung zwischen Personal und Gästen ist respektvoll und total herzlich; tatsächlich dutzen sich bis auf eine Signora alle gegenseitig und pflegen einen sehr persönlichen und zugewandten Umgangston.

 

Jetzt genieße ich aber meinen Feierabend - heute ist ein Paket von zu Hause angekommen, unter anderem mit Phase 10! Jetzt können wir endlich etwas anderes als Wizzard spielen!

Ganz viele Grüße und ein schönes Wochenende!

Ich werde meins sicher mit meinen zwei großen Vorsätzen für dieses Jahr verbringen: alle HP Bücher auf Englisch durchlesen und auf Priskas Ukulele spielen lernen..

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Kommentare: 1
  • #1

    Karlheinz (Samstag, 03 Oktober 2020 16:40)

    Also Ikea Kommode + 1,9m, dann müssen die Arme aber mind. 1,5m lang sein. Oder kann ich nicht rechnen?